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Warum schreibst du?

In der Schreibnacht am 14. Oktober war die 3. Aufgabe:

“Warum schreibst du?”

Mir fällt sofort ein, dass ich das will. Unbändig.
Es ist nicht das Wichtigste in meinem Leben. Das kann es nicht sein. Das wichtigste sind mir mein Mann und mein Kind.
Doch zum Leben gehört vieles. Bei mir gehört das Schreiben fraglos dazu.
Und ich gehöre nicht zu den Schriftsteller*innen, denen das immer bewusst war.

Ich konnte mich immer für Geschichten begeistern, am liebsten lachend erzählt von Freundinnen oder meiner Großmutter.
Und ich habe als Kind nicht verstanden, warum gesagt wurde, dass ich lüge, wenn ich mir nur eine Geschichte ausdachte.
Heute weiß ich, dass man den Unterschied zwischen Realität und Fiktion markieren muss. Er geht sonst unter in der Welt von Religion und Medien.

Mein erstes Gedicht geschrieben habe ich spät. Ich war ganz überrascht, dass ich das kann, etwas erschaffen.
Von da an schrieb ich. Ich schrieb mir Dinge von der Seele, über die Familie, über Einsamkeit, über Angst. Ich schrieb Tagebuch, Gedichte, Songtexte.
Als es mir besser ging, schrieb ich nicht viel. Zwischenzeitlich hatte ich Harry Potter Fanfiction entdeckt. Die schrieb ich. Es fühlte sich natürlich an, andere Geschichten zu nehmen und sie zu verändern. Doch ich schaffte es nicht, eine Verbindung zwischen meinem realen Leben und dieser fantastischen Welt herzustellen.
Das wurde mir klar, als ich die Schule verließ. Im Studium bloggte ich darüber, was ich erlebte.
Irgendwann verschlug es mich in die Politik und ich konzentrierte mich darauf. Es ging nur am Rande um Kultur. Ich hatte nie einen Fokus. Gefühlt.
Und ich war immer auf der Suche nach meinem Glück. Drei Städte und drei Unis in drei Jahren. Auf der Bildfläche tauchte mein Mann auf, dann mein Sohn. Dann wurde ich krank. Plötzlich drängte das Schreiben zurück in mein Leben.
Plötzlich erzählte ich eine große Geschichte. Eine eigene. Damit verschwand ein Gefühl: Die Angst. Die Angst, ich könnte nicht finden, was meine Bestimmung, meine Erfüllung ist. Da war es.
Seitdem bin ich nicht mehr so rastlos auf der Suche.
Natürlich kann ich nicht aus meiner Haut und aus meinen Erfahrungen heraus. Nach wie vor denke ich über die Probleme dieser Welt nach, versuche sie zu lösen, versuche etwas besser zu machen, versuche besser zu sein. Doch ich frage mich nicht mehr, wie ich das angehen soll. Ich frage mich nicht mehr, ob ich ins Parlament will, in welchen Verein, welches Studium, welcher Job, welcher Ort.

Ich werde schreiben. Immer. Es gehört zu mir. Wie die Orte, die ich liebe. Wie die Fehler, die ich mache. Es ist unentbehrlich.

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