Hallo, mein Name ist Kia und das ist Tag 25 im #ShutDownGermany.
Wenn ich viel am Text gearbeitet habe, weiß ich gar nicht mehr, was ich in dieses weirde öffentliche Tagebuch hier schreiben soll. All die wichtigen Gedanken sind doch schon dort hinein geflossen. Die großen Gedanken eben, zu den großen Themen. Habe nur ich das Gefühl, dass die Tagesschau so langsam wieder genau klingt wie vor zehn Jahren? Oder vor zwanzig Jahren? Wochenlang haben wir ausschließlich von der einsetzenden Pandemie, Todeszahlen und Vorbereitungsmaßnahmen gehört. Jetzt ist zumindest in den Nachrichten alles wie immer. Von Entspannung kann nicht die Rede sein und in den Staaten der Welt streitet man sich um Geld, Schuld und die Würde der Menschen, die es eigentlich schlichtweg zu retten gilt.
Das ist alles nicht neu.
Und währenddessen sitze ich in meinem Garten, finde Vollzeitbetreuung anstrengend und lese in jeder freien Sekunde an diesem Buch weiter, das mich gerade fesselt. Schreibe abends meine Texte oder zocke oder genieße die Tagträume, die irgendwann zu Nachtträumen werden. Es ist so nah, die Warteschlangen vor der Poststation, das Klopapier, das langsam leer wird, die Kinder fragen dreimal am Tag nach den Großeltern, die sie nicht treffen dürfen. Und es ist so fern. Mit dem Garten und dem Internet und dem Haushalt. So normal im Ausnahmezustand. Ich finde einen Alltag im Nicht-Alltag, will einen Teil meines Lebens zurück und hoffe gleichzeitig, dass sich unser aller Leben stark verändern wird. Gerechter wird. Besser wird. Dass wir besser werden. Werde desillusioniert von den Nachrichten, dass unser Staat eine absurd kleine Zahl geflüchtete Kinder aufnehmen möchte, und hoffe weiter auf mehr. Mehr Solidarität. Ich hoffe auf Hoffnung und auf den Mangel an Gier auf dem Weg.
Meinen Abend beende ich mit einem wilden Kopf und einem zusätzlichen Kopfkissen, in das ich in packen kann.
Passt auf euch auf und gute Nacht.