Wo Buchstaben mehr werden, die Dritte.
“Als ich mein Manuskript habe drucken lassen, da stockte mir der Atem. Als ich zur Bahn marschierte, diesen dicken Batzen Papier in der Tasche, da kicherte ich irre vor mich hin. Es war das einzige Mal, dass ich etwas Materielles in der Hand hatte, der eBook Reader zählt schließlich nicht.”
– Wo Buchstaben mehr werden, die Zweite.
Ich wollte ein Buch in der Hand haben. Egal, wie winzig es wirken wird. Nicht nur für mich, sondern auch, weil der Anteil der Ebooks auf dem deutschsprachigen Buchmarkt immer noch so gering ist. Ich wollte daran basteln, ein Werk schaffen, das mehr ist als Text und einen Endpunkt finden, der immer gleich aussieht und nicht vom Endgerät abhängt.
Wir, oder ich, sind wohl noch nicht so weit, es fix selbst auszudrucken und zu binden. Vielleicht stimmt das Gefühl dafür noch nicht, vielleicht ist es dann dem Buch mit dem gleichen Text eines anderen Menschen zu unähnlich. Ich habe noch nicht ganz verstanden, woran das liegt. Ich will aber nichts verändern müssen, nur weil ich Bücher mag. Mich nicht verbiegen müssen, nur weil ich ein gedrucktes, gebundenes Exemplar meiner Geschichte in den Händen halten will. Ich hatte Angst vor einem Verlag, also suchte ich keinen. Ich suchte eine Dienstleistung. Jemanden, der für mich arbeitet und nicht ungefragt am Inhalt des Buches, geschweige denn, an meiner Persönlichkeit rumfuchtelt. Möglicherweise ist das ein kleines bisschen paranoid.
Sollte doch ein Verlag Interesse haben, an einem Buch, das unter einer freien Lizenz steht, so möge dieser sich melden. Fürs nächste Mal.
„Tu einfach dein Bestes, bereite dich gut vor, und lass dann alles in dem Raum dort. Danach hast du es nicht mehr in der Hand. Wenn du dein Selbstwertgefühl davon abhängig machst, ob du eine bestimmte Rolle kriegst oder gute Kritiken, dann kann dich dieses Geschäft nur wahnsinnig machen. Du brauchst ein Gespür für dich selbst, für deinen Wert als Mensch.“
– Patricia Arquette sagte das in einem Interview.
Genau das ist es.
Geschrieben ist es, bearbeitet wurde es. Nicht nur von mir, aber immer mit meinem letzten Blick. Jetzt kann ich mich vor euch setzen und reden, ich kann lesen und erzählen, was ich denke. Aber was in eurem Kopf passiert – ich möchte es immer wieder sagen – damit habe ich nichts mehr zu tun. Und ich kann mich nicht daran messen lassen, ob euch gefällt, was ich tue. Ich darf nicht. Ich mache einfach weiter und hoffe. Bete zu Merlin und schreie in die Welt hinaus. Denn ich liebe, was ich tue. Deswegen schreibe ich eine ganze Zeit ohne Likes.
Es ist da. Arthur und Samantha auf totem Holz. Creative Commons auf totem Holz.
Mein bisher größtes Projekt und eins, für das ich gerne erstmal in die Miesen gehe.
Denn die großen Projekte, die haben Raum, die haben Zeit, auch wenn ich sie zu begrenzen versuche. Zeit und Raum kann erschlagen, wenn man selbst klein wird, verschwindet im Alles, im Großen, zu viel Auswahl und Türen, bei denen nicht ganz klar ist, wie lange sie noch offen stehen. Was nicht sofort raus kann, das drängt. Es drückt und ziept und manchmal muss man fest drauf hauen, damit es Ruhe gibt. Manchmal muss man was abreißen um den Faden wieder zu fühlen. Darin entstehen die Momente, in denen nichts sein muss, in denen sinniert wird und Konsumieren* produktiv macht.
*auf soup.io rumdammeln
*GW2 zocken
Eigentlich hatte ich jemand anderen erwartet, doch wie so oft, steht da Arthur. Diesmal hinter der Scheibe. Irgendwann zwischen dem ersten Satz und dem Druck habe ich aufgehört zu rauchen und ihn ausgesperrt auf dem Balkon. Ich kann ihn nicht hören, er bewegt nur die Hände, gelassen, beruhigend. Ich lasse ihn rein.
Er hält mir das Netbook vor die Nase, auf dem ich dieses Buch, seine Geschichte, geschrieben habe. Woher er es hat, ist mir ein Rätsel. Es ist schon lange nicht mehr meins. Auf dem Netbook lese ich einen Artikel auf kleinerdrei
„Es geht darum, dass ich weiß, was ich will, und um meine Angst davor, dass diesem Wollen zu viel Naivität innewohnt. Und ich brauche irgendetwas, das mir zeigt, dass ich mich nicht mehr auf Kompromisse einlassen sollte.“
Doch es geht nicht um Naivität. Es geht um Mut. Darum, dass wir das Glück eh nicht beeinflussen können, also beeinflussen wir doch das, was geht.
Ich habe genau die gleichen Ängste, einen noch wesentlich autorenferneren Lebenslauf und will trotzdem nur das. Und setze jetzt alles auf diese verfickte Karte.
Arthur weiß das. Er lächelt.