Es sind jetzt einige Jahre, die ich keine Rückblicke mehr geschrieben habe, in denen ich öffentlich wesentlich unpersönlicher wurde, das hin und wieder vermisste, aber nie groß aufbrach. Nicht, weil es sich nicht mehr vertrug mit euch oder der Weite, die das Netz uns gibt. Auch nicht, weil es nichts mehr zu erzählen gab. Wohl aber, weil das plötzlich andere betraf und unsere Namen so viel klarer waren, es weniger Ungenauigkeiten gab zwischen dem Alltag, den ich schrieb und dem Alltag, wie er wirklich war. Als das Prosaische echt wurde, da wusste ich nicht genau, ob es sich noch lohnte das aufzuschreiben.
Nun, vielleicht tut es das, vielleicht nicht, doch hier ist das jetzt egal. Im Großen Experiment ‚Kia tut Dinge, weil sie Bock drauf hat‘.
Es ist einige Jahre her, da habe ich all meine Tagebücher in winzig kleine Fetzen gerissen und entsorgt. Nicht verbrannt, das wäre der übertriebenen Dramaturgie zu viel. Nein, nur losgeworden bin ich sie, die jungen Ungerechtigkeiten, das Nichtverstandensein und die tiefen Ängste.
Es sind jetzt einige Jahre, die die Dinge, die ich einfach passieren lasse, tatsächlich funktionieren. Einige Jahre, in denen ich Dinge bewusst anfange, zu Ende bringe und die kleinen Lichter der Zeit gar nicht mehr alle einfangen kann.
Es ist einige Jahre lang ziemlich viel ziemlich schnell passiert, zu viel um es kurz aufzuschreiben und nichts, das wichtig genug wäre es trotzdem zu tun.
Nur dies, ich sitze, die Musik eng an den Ohren, in einem Arbeitszimmer, das ich mir teile mit dem Mann, den ich liebe. Unser Kind schläft nebenan, zumindest hoffe ich das und die gemeinsame freie Zeit nach viel Arbeit, viel Anstrengung und viel Veränderung wird gebraucht.
Es ist das erste Jahresende seit ich mein Abitur gemacht habe, an dem ich weiß, was ich gerade tue, wird nicht mehr lange andauern. Befristete Jobs. Dafür ist es auch das erste Jahresende überhaupt, an dem ich weiß, was ich schreibe und nicht nur, was ich schreiben will. Es gibt plötzlich Pläne in meinem Leben, weil Naivität und die Regeln dieser Welt keine so große Rolle mehr spielen. In einer Stadt wie Frankfurt mit Menschen darin, die. Ich kann sie nicht beschreiben, die Menschen, die mich weniger besonders scheinen lassen, weil sie, die Verrückten, die Starter, die Macher, ebenso anders sind.
Verzeiht, es ist Sentimentalität, doch ich werde sie nicht vertiefen, trotz des Weins. Lieber setze ich mich zu meinem Mann und genieße, was wir haben. Und dass vor den großen Schritten auch mal eine Woche Lesen und Zocken sein darf.
Es ist gerade noch so das Jahr 2014.
Ich hatte abgefahrene Jobs dieses Jahr und geniale Aufgaben, die ich unbedingt haben wollte. Gewachsen bin ich, innen, in alle Richtungen, habe Falten bekommen und am rasierten Schädel blitzen graue Haare auf.
Es läuft gut, denke ich. Sehr gut.
Nicht mal das Muttersein habe ich bisher vergeigt. Soweit ich weiß, zumindest.
[Und ich wünsch euch was, aber nicht nur heute, nicht nur am Jahresende. Ihr vielen Anonymen, lasst es euch gut gehen, wenn ihr könnt und wisst bitte Leute zu schätzen, die das nicht tun, weil sie sich kümmern müssen. Die mit den Carejobs und die, die euch am Feiertag abends ein Bier zapfen.]
Was passiert, wenn du kurz nicht hinguckst.
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