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Verdammtes Glück.

Bild von @insideX
Bild von @insideX

Vor ein paar Wochen habe ich einen Text über Glück geschrieben. Weil mir so elend zumute war und eine Kollegin mir dazu riet.
Dreizehn Tage lang hatte ich solche Schmerzen, dass die Nächte ein einziges Heulen waren. Und kein Schlafen mehr. Ich schlief nicht, nie länger als eine halbe Stunde, der Schmerz ließ es nicht zu. Bis mich jemand behandelte – trotz der Schwangerschaft. Ärzt*innen werden verflucht vorsichtig, wenn ungeborenes Leben im Spiel ist.
Und dann, als ich mal drei, vielleicht vier Stunden hatte ausruhen können, als ich den Gehstock wieder beiseite legte, weil er nicht mehr für jeden Schritt notwendig war – da schrieb ich über Glück. Und verschlunzte den Text. Natürlich. Er wird noch irgendwo sein, auf einem USB-Stick, oder absurd benannt direkt vor meinen Augen. Aber ich finde ihn nicht.
Eigentlich ist das gar nicht schlimm. So bin ich gezwungen, mir ein weiteres Mal diesen Kopf zu zerbrechen. An das Glück zu denken, das selige, das auch durch die richtig fiesen Phasen trägt. Oder schleift. Und Schrammen hinterlässt. Tiefe Schrammen, die sich entzünden. Diese Wunden sind längst nicht verheilt, aber ein Stück weit hält die Haut jetzt wieder zusammen. Für eine Weile lässt die Lunge wieder freies Atmen zu. Und auch mal Glück fast ohne Schmerz. Für ein paar Minuten. Das muss reichen.
So ist das eben, mit dem Körper, den ich gerade nicht ändern kann.

Ich erinnere mich vage daran, wie ich schon vor zehn Jahren einen Text über Glück schrieb. Damals ging es darum, ob es den Menschen – ob es mir – gut tut. Wie sagt man, glückliche Künstler*innen gibt es nicht? Die Kreativität stirbt am Glück? Heute möchte ich dem vehement widersprechen. Einfach, weil Glück nicht allumfassend sein muss. Und ich möchte dem widersprechen, weil das Glück mich gerade gerettet hat. In einer Phase, die so schlimm war, dass nicht einmal mehr Schreiben ging. Es war doch so, bei meinem ersten großen Schub sagte ich, solange ich schreibe, sei alles noch in Ordnung. Doch als jetzt die Schmerzen kamen, da schrieb ich nicht mehr. Und hielt trotzdem durch. Weil ich dieses Glück habe, dieses krasse Spießerglück, das ich nie wollte. Den Mann, das Kind – die Kinder, bald, wow – die einfachen Dinge eben. Die ich ohne den ganzen Scheiß vielleicht gar nicht zu schätzen wüsste. Ganz zu schweigen davon, dass ich sie gar nicht hätte. Diese wunderbaren Menschen in meinem Umfeld. Doch ich werde kitschig, nicht wahr? Und es sind nicht mal die Hormone.

Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich euch damit sagen will. Vielleicht nur wieder Tagebuchführen statt Bloggen. Oder eine Alternative mit mehr Wörtern haben. Weil ich gerade alles abgeschaltet habe, was sich nach Arbeit anfühlte. Die Challenges im Schreiben, die Social Media Accounts, die nicht Twitter sind. Alles, wo ich einen Hauch zu viel Druck empfand. Seitdem bin ich wieder Kia, die rumsitzt und viel öfter noch rumliegt oder über den Hof spaziert und denkt. Und manchmal das Denken mitschreibt. Und andauernd unterbrochen wird. Und mehr nicht. Auch das muss reichen. Das reicht.

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