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Über meinem Schreibtisch.

Nein, ich bin kein verrückter Fan. Mir ist klar, dass Menschen tausende Facetten haben und ich immer nur ganz wenige kenne: Gerade bei denen, die man irgendwie berühmt nennt. Marie Grasshof ist genau das geworden, ganz langsam und ganz plötzlich. Beides. Gleichzeitig.
Als ich zum ersten Mal auf den Frankfurter Schreibnacht-Stammtisch ging, war sie die Organisatorin. Man lag sich in den Armen. Das war mehr eine Clique, als ein Netzwerktreffen. Marie gehörte mitten dort hinein.

Ich umarmte sie zum Abschied auch, bedankte mich für den schönen Tag. Und erfuhr nebenbei, dass sie Kernstaub geschrieben hat. Von dem Buch hatte ich noch nie gehört. Als ich sie das nächste Mal sah, gewann sie gerade den Community-Indie-Autor-Preis. Mittlerweile war sie mit ihrem selbstveröffentlichten Debüt unter Vertrag genommen worden und saß in ihrer eigenen Signierstunde. Für mich sah das nach einer rasanten Entwicklung aus. Die Wochen danach war ich zugegebenermaßen ein wenig genervt, weil der Facebook-Alghorithmus sie mir nonstop in die Timeline spülte und es nur Verheißungen, keine Offenbarungen waren. Die “Bald gibt es Neuigkeiten”-Posts sind sinnvoll, weil Facebook nur Masse würdigt, keinen Inhalt, aber mich strengen sie an.
Marie hatte aber allen Grund dazu. Sie startete ein Crowdfunding für die Verfilmung ihres Buches. Es ging darum, einen Trailer zu finanzieren, der dann Produktionsfirmen angeln sollte. 20.000 Euro brauchte sie.

Marie Grasshoff, Kernstaub
Marie Grasshoff, Kernstaub

Ein wenig konnte ich sie kennenlernen und auf den ersten Blick und in ihren virtuellen Präsenzen ist sie ein zauberhafter Mensch. Freundlich und aufgeschlossen. Ich gönnte es ihr also ohnehin schon. Einer netten Indie-Autoren, die durch eine gute Geschichte weiterkommt. Das ist der Traum. Und seitdem hängt sie über meinem Schreibtisch. Als Ansporn. Denn genau das kann passieren. Jemand liest deine Geschichte und hilft dir weiter. Ganz viele lesen deine Geschichte. Sie lieben deine Geschichte. Sie helfen dir, eine neue zu schreiben.

So funktioniert das. Und ich schreibe weiter und hoffe.

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