Hallo, mein Name ist Kia und das ist Tag 67 in der Pandemie.
Es ist seltsam, dass manche Menschen meiner nächsten Umgebung Normalität leben und andere so gar nicht. Dass manche immer wieder einen Schritt zurückgehen, um den Abstand zu wahren und auf der anderen Straßenseite eine Geburtstagsparty mit zwanzig Leuten auf einem kleinen Balkon stattfindet. Es ist seltsam, an wie verschiedenen Punkten wir uns wahrnehmen und ich finde es seltsam, dass ich gar nicht weiß, an welchem Punkt ich mich selbst sehe. Achte ich häufig genug auf Abstand? Gehe ich selten genug und vorsichtig genug einkaufen? Sind meine Entscheidungen, die ich für die psychische und physische Gesundheit meiner Liebsten treffe, nicht nur jetzt richtig, sondern auch langfristig? In welcher Hinsicht? Es ist seltsam, sich solche Gedanken überhaupt zu machen, wenn man gar nicht weiß, was auf einen zukommen könnte. Vielleicht passiert gar nichts, nicht uns, nicht hier. Vielleicht kommt es aber auch richtig dicke. Auch für uns. Auch hier, draußen in der weit auseinandergezogenen Kleinstadt.
Es ist wahrscheinlich gesund sich endlich daran zu gewöhnen, dass wir es nicht wissen und einfach so unser bestes zu tun. Ist ja nicht so, als redeten wir über den Klimawandel. Da wissen wir ganz genau, was zu tun ist.
Den Abend beende ich mit einem Schreibkurs.
Passt auf euch auf und gute Nacht.