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Tag 29

Hallo, mein Name ist Kia und das ist Tag 29 im #ShutDownGermany.

Menschen reden darüber, dass andere Menschen der Distanz und der geschlossenen Läden überdrüssig sind. Die Super- und Baumärkte sind aber voll genug, um zu entscheiden, dass wir gar nichts so dringend brauchen, um uns diese Situationen anzutun. Wir lassen das Einkaufen bleiben, weil wir nicht müssen. Ich hole Medikamente nach telefonischer Absprache statt einfach in die Apotheke zu fahren. Für eine Pandemie ist mir zu viel los. Ich halte Abstand, vermisse meine Herzmenschen sehr, fühle mich zu Hause aber eigentlich gar nicht so unwohl gerade. Zu Hause bin ich sicherer und sicherer für andere. Zu Hause ist es stressfreier, trotz der gelangweilten Kinder und der ungewissenen nahen Zukunft.

Nachdem es mir doch schon besser ging, ich schlafen konnte, habe ich jetzt wieder damit aufgehört. Ich bin nicht die einzige, meine Kinder schlafen auch nicht mehr durch, wir sind gemeinsam wach, nachts um drei Uhr, müde, rastlos, kuscheln und murren über die Uhrzeit und die Nachtruhe. Dabei hatten wir eigentlich einen halbwegs normalen Rhythmus. Er scheint obsolet. Vieles, was in der westlich kapitalistischen Welt normal war, ist obsolet, und das meiste davon bleibt hoffentlich weg. Die vollen Tage für alle. Der dauernde Konsum. Der Mangel an Zeit für gute Dinge und gute Gedanken. Ich genieße und habe Angst und genieße und habe Angst, dass über uns hinweg, über euch alle hinweg, die falschen Entscheidungen getroffen werden.

Morgen ist Ostern, ich habe Ostern noch nie ernsthaft gefeiert in meinem Erwachsenenleben und habe nicht vor damit anzufangen, aber den Frühling feiern würde ich gerne.
Meinen Abend beende ich vorzeitig, ohne zu schreiben, weil ich so müde bin, dass mir schlecht. Vermutlich, weil ich stundenlang den Balkon gestrichen habe.

Ich hoffe, es geht euch gut. Passt auf euch auf und gute Nacht.

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