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Produktivität – dieser Gedanke musste ein Jahrzehnt wachsen.

Quinn Norton schreibt in ihrem Essay “Against Productivity” viel Wahres, viel Gutes, über Ruhe und wie sie all das fand, während sie unproduktiv war.
Produktivität ist eine wirtschaftwissenschaftliche Kennzahl, die das Verhältnis bezeichnet von dem, was du schaffst und dem, was du dafür brauchst. Zum Beispiel Zeit, Papier, Strom, Wein.
Doch wir™ erwarten mehr von Produktivität, nicht wahr?
Wir erwarten Reaktion. Sofort. Viel. Überschwänglich.
Oder bin das nur ich?
Die F5-Taste ist mein Feind. Also schaffte ich sie ab. Denn Quinn hat Recht. Auch wenn das manchmal viel weiter geht. Es ist nicht nur das Schaffen selbst, es geht um Rezeption, um Wertschätzung – sogar um Geld.
Und es ist nicht nur das Netz, dass meine mangelnde Geduld zu Tage bringt. Dass mich nicht mehr warten, zu wenig drauf scheißen lässt.
Was ist ein kurzer Post wert, der kein Like erhält? Was zwei Jahre Arbeit, wenn die Essenz nicht ankommt?
Denn vor dieser Frage stehe ich gerade. Was passiert, wenn zwei Jahre Arbeit kein Interesse hervorruft, wenn es nur für mich war. Ist das dann auch in Ordnung? Für mich?
Dieses Jahr lasse ich Arthur und Samantha drucken. Wie gehe ich damit um?
Und während ich mich das frage, steht der neue Text schon da und wartet.
Er wartet darauf, dass die Zeit vergangen ist. Es war noch nicht soweit, ein neuer Text braucht eine neue Zeit, einen neuen Ton. Bis der Zufall, der nur kurz angeschnitten war, zum Schicksal wird. Doch ich sah den Film nicht, die scheiß Datei hakte. Ich startete neu und neu und neu, bis ich endlich annehmen konnte, dass auch ich warten muss. Leben muss.
Bis er mir sagte, dass es jetzt reicht. Bis ich anfing die Charaktere zu lieben und ihnen Seele gab.
Und jetzt wage ich es nicht. Denn wenn der Strom sich erst einmal in Bewegung gesetzt hat, könnte er mich mitreißen, könnte ich mich in ihm verlieren. Obwohl ich so unruhig und ein wenig beschämt auf den Sog gewartete habe, und obwohl ich ohne den Strudel, den Kitzel nicht leben kann, der mich gerade einsaugt – ich mache mir ein bisschen Sorgen, dass ich nicht mehr so produktiv sein kann wie beim letzten Mal.
Arthur und Samantha habe ich in weniger als einem Jahr geschrieben.
Für Grenzen werde ich länger brauchen.
Und doch: Angst hilft nicht. Produktivität wird sich finden, irgendwo zwischen Kinderbetreuung, Jobs und dem alltäglichen Wirrwarr zu vieler Gedanken. Es ist persönlicher als Quinn oder ich es beschreiben können und von so viel mehr abhängig als da steht.
Grenzen wird mich verschlucken. Irgendwann.
Doch mehr als den Titel mag ich euch noch nicht sagen. Noch nicht.
Erst muss ich produktiver gewesen sein, mehr vorzuweisen haben als einen seitenlangen Plot und ein süßes erstes Kapitel.
Doch das hat Zeit.

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