Nichts davon stelle ich in Abrede. All das hat seine Berechtigung. Doch mit meinem Leben, meiner Arbeit und meinem Text hat das rein gar nichts zu tun. All die fein drappierten Flauschsocken, die Lieblingstassen mit Zimtaromatee, die Packung ein Werbeschild. Da sind sie echt, die Fotos. Werbung ohne Vertrag, ohne Bezahlung. Wir zeigen, was wir mögen. Das ist okay. Arbeit ist es nicht.
Arbeit ist im Halbschlaf aufzuspringen um die Lösung für die unlogische Stelle aufzuschreiben, bevor sie wieder im Hirnnirvana verschwindet und stirbt. Mit wilden Haaren. Nicht Harry-Potter-wild, mit Gel und Spray fixiert, sondern ungeplant, normunschön, vermutlich nicht einmal gewaschen. Und verschmierter Brille.
Arbeit ist die Mauer vorm Kopf, kurz vor der Deadline, die nicht einmal eine Zusage enthält. Die Mauer, die wir überwinden müssen um überhaupt die Chance zu bekommen die Miete bezahlen zu können.
Arbeit ist Inspiration mit Vorsatz. Jeden Tag. Und uninspiriert arbeiten. Jeden Tag. Angestrengt, fluchend. In den Leggins, die bequem und weich sind und die knubbeligen Schenkel betonen.
Arbeit hat den Soundtrack der Stadt. Heulende Kinder, Hundegebell und Laubpuster. Oder gar keinen. Arbeit ist auch erschlagende Stille.
Arbeit ist Zweifeln und Schmerz. Nicht zart verlaufende Wimperntusche, sondern Rotzschmerz. Mit Gebrüll.
Und Arbeit ist Glückseligkeit. Ist ein Freudenschrei und Herzklopfen nach jedem idealen Satz. Wir schreiben so viele ideale Sätze in diesem ganzen Mist. Wir lernen, und finden immer noch ein besseres Wort. Wir geben ab und lassn zu. Das Herzblut auf Papier zu bündeln macht nicht nur müde und stinkt. Es ist mutig. Unsere Arbeit ist mutig. Und sie ist ach so schön. Jagt uns Schauer durch jede fühlende Pore, in diesen kleinen Momenten, die reichen müssen. Für die Zeiten, in denen wir wieder nur zweifeln, in denen wir stinken vor Angst.
Wir schreiben.