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Bilder von meinem Körper.

Es ist immer noch Schreibmonat und ich bin immer noch im Zeitplan, um in diesem November 50.000 Wörter ins Dokument zu hauen. Eigentlich ist alles beim Alten, trotzdem hat sich in den letzten sieben Tagen einiges getan.

Ich habe zum Beispiel den Lehrer wiedergesehen, der schon früh ein Freund geworden ist, der mich zum Schreiben drängte und mich auf den Wettbewerb hinwies, den ich dann gewann. Das war eine faszinierende Begegnung, nach all der Zeit. Und er hat mich an das Wort erinnert, das auf den Nanowrimo so gut passt. Wortkotze. Es ist keine Erfindung von mir. Ich habe es nur aufgeschnappt, als Jugendliche, in irgendeiner Runde. Mit den Mädchen, die ich heute kaum noch sehe.
Wortkotze. Wenn man jeden Tag viel schreiben will, ist sie die beste Vorgehensweise. Zumindest für mich. Einfach auf das Papier reiern, egal, ob noch etwas nachkommt oder nicht. Immer weiter. Jeden Gedanken. Bis das Buch fertig ist.

Außerdem habe ich zwei der letzten sieben Tage im MRT verbracht. Natürlich nicht die ganzen Tage, aber doch genug, um für den Rest des Tages wie gelähmt zu sein. Die Röhre ist nicht besonders angenehm für mich. Ich war schon auf der Hinfahrt wie ferngesteuert. Und doch, mit jedem Mal wird es besser. Als MS-Patientin muss ich ein bis zweimal im Jahr kontrollieren lassen, wie es in meinem Gehirn und meinem Rückenmark aussieht.
Während ich dort drin bin – bei der Wirbelsäule war das dieses Mal über eine Stunde – zwinge ich mich zur Konzentration. Das laute Rattern unterbricht meine Gedanken immer wieder, doch trotzdem konnte ich an Grenzen denken. Die Geschichte, die ich gerade schreibe, braucht viel Aufmerksamkeit. Im MRT blieb mir keine anderen Wahl, als mich voll und ganz mit etwas zu beschäftigen. Es wurde dieses Buch. Und diese zwei Tage, die ich dafür hatte, haben einiges am Buch bewirkt.
Nebenbei hieß das, ich weiß jetzt, dass meine MS seit anderthalb Jahren ganz ruhig ist. Es gab keine neuen Läsionen. Die alten sind vernarbt. Das ist eine gute Nachricht.
Dafür weiß ich aber jetzt auch, was für die Schmerzen in den letzten sechs Monaten verantwortlich war: Ein Bandscheibenvorfall. Und zwar nicht irgendeiner. Die Ärzte, die ihn gesehen haben, das schwarze Loch in meinem Rücken, fragten mich als erstes, wieso ich noch stehe. Nun, das ist mir ja bereits passiert. Bei meinem ersten Schub waren sie ebenfalls überrascht, dass ich auf meinen eigenen Füßen in die Notaufnahme ging. Vielleicht hält mein Körper mehr aus, als er sollte. Vielleicht ist das mit ein Grund, dass dieser Vorfall lange nicht erkannt wurde.
In jedem Fall ist es ein grundsätzliches Problem, dass manche Ärzt*innen jedwede Neuigkeit auf die chronische Krankheit schieben und nicht einmal eine symptomatische Behandlung angehen. Diese Menschen kann ich nicht ändern. Ich suche mir andere. Bisher klappt das halbwegs.

Diese Veränderungen und die Gedanken dazu bringen mich zurück zu 1000 Gesichter. Ich möchte dieses Buch wirklich veröffentlichen, aber nicht so gern selbst. Lieber wäre mir ein Verlag, der mir einen Teil der organisatorischen Arbeit abnimmt und bereits einen Fuß in der so berühmten Tür hat. Doch was ich dafür tun kann, habe ich bereits getan. Es heißt immer noch warten. Bis dahin schreibe ich weiter. Denn was kann ich anderes tun als zu schreiben.

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