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“Hat sich stets bemüht.”

Eine Beleidigung.
Eine Unterstellung, die sich mein jugendliches Ich nicht hätte gefallen lassen. Ich habe mich nicht bemüht. Oft bin ich grandios gescheitert, mit dem Kopf noch in der Wand, dem Gelächter preisgegeben. Manchmal stand ich im Goldregen. Ohne Gold, versteht sich. Kunst ist schließlich um der Kunst Willen in der Mache und wer Kunst macht, zieht Kalorien aus Lob.
Und ich – das Kind – ich brauchte ja auch nix. Echt jetzt.
Heute lasse ich den Blick schweifen. Es ist das letzte Mal zwischen diesen Wänden, deren Schwachstellen ich kenne, in denen ich nicht steckenblieb. Die einiges eingebüßt haben an ihrer Stabilität. Sie stehen aber noch, ich war nicht lange hier.
Und ich nehme die Wände nicht mit nach Hause. Schieße nur ein Foto, Achselzucken und Ausatmen. Eine Erinnerung von vielen, mehr nicht. Hochemotionalisiert ist nichts mehr für mich. Ich häng nicht dran.
Möchte mich konzentrieren, denn das kann ich eigentlich gut. Darauf etwas auszusagen aus mir selbst ohne Gruppe um mich rum, in die ich weder gehören möchte, noch auf Dauer kann.
Es ist beinahe wie in der Schule, fühlt sich immer noch richtig an, als hätte ich nie eine Wahl gehabt. Als wäre nur das Eine richtig. Und möglich.
“Hat sich stets bemüht” ist kein Teil meines Lebens mehr. Heute schreibe ich meine Zeugnisse selbst und sehe sie nie wieder an.

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