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Wenn du willst, dass es ordentlich gemacht wird, mach es selbst. #fbm14

Nun konnte eine lange Woche sacken und verschwinden, was auf der größten Buchmesse der Welt so ablief.
Vier Tage war ich da, vier Tage sind wenig, ich wollte nicht wie sonst am überfüllten Wochenende durchgehen und ‘mal gucken’ oder in den Aushilfspausen zum rauchen raushetzen, zurückhetzen, durch die umliegenden Stände hetzen nur um festzustellen, dass die Sparte mich gar nicht interessiert. Um es nett zu sagen: In Halle 3.1. treibt sich seltsames Volk rum. In Halle 3.1. gab es dieses Jahr aber auch die Selfpub Area.
Ich dachte mir, das passt doch, ich habe doch dieses Jahr erst Arthur und Samantha veröffentlicht, ohne großen Plan, selbst und irgendwie semiprofessionell, wenn das nicht sogar schon ein Euphemismus ist.
Was kann ich wohl lernen, auf einer Veranstaltung des Börsenvereins, die so groß ist, dass kaum alles unabhängige, neue, interessante, experimentelle ausgeschlossen werden kann.
Also hing ich da rum, zwischen den weißen Wänden der Self Publishing Dienstleiter und den Bierbänken der Digitalen Arena. Irgendwo zwischen dem harten Aufschlag mitten in einer trostlosen Buchbranchenrealität und dem keimenden Trotz in mir selbst, stellte ich fest, dass ich all die Infos auch einfacher hätte bekommen können. Zu allem gibt es Links. Auch zu der Studie ohne Datenbasis.
Doch das Fühl war wichtig, das, was nur rüberkommt, wenn man den Leuten gegenüber sitzt und die mühsam gelegten Gelsträhnen betrachten kann. Das, was rüberkommt, wenn man das Stocken im Satz mitbekommt ohne es für einen Ruckler im Video zu halten, wenn der Mensch vom Literaturcafé ‘Amazon’ flüstert, leise fragt, ob er das überhaupt darf und das Podium schweigt; ein ungeschriebenes Gesetz wurde gebrochen.
Amazon. Ein besonderes Tabu an dem Ort, wo wir, wo ich die größte Reichweite habe, die meisten Möglichkeiten und den höchsten Ertrag. Das kann man doof finden, die Einfachheit oder die Erkenntnis, dass es nur genug Geld und Macht braucht um keinen Mut mehr haben zu müssen. Dass Innovation auch ohne Mut geht.
Doch wegen Amazon war ich nicht da, den Slot von Kindle Direkt Publishing strich ich früh von meiner Liste. Nach einem kurzen Gespräch über Kindle Unlimited und bevor ich mich entschloss die Leute von RuckzuckBuch trotz des grauenvollen Namens näher kennenzulernen. Da war auch schon das Gespräch mit der Buchhändlerin vorbei, die sich durch das Verkaufen von regionalen SelfPublishern, gedruckt wohlgemerkt, einen Namen gemacht hat, eine Nische gefunden und sich so nicht von den Riesen treiben lassen muss. Mehrzahl beabsichtigt. Denn bevor wir anfingen Amazon zu verteufeln, war es da nicht Thalia? Oder Libri? Weltbild war doch auch mal dabei. Es waren einige, alles Händler, Dienstleister, nie Verlage, nie die mit den Rechten der Autor*innen.
Blättern im Internet. Welcher Self Pub Dienstleiter gehört zu welchem Verlag, zu welchem Unternehmen? Es sind große Namen dabei, die mich abschrecken. Nicht per se. Die Altehrwürdigkeit schreckt ab und die Buzzwords. ‘Interaktiv’. ‘Erfolgsstories’. Wozu einen konformen Dienstleister? Die Kleinigkeiten sind es. Zum Beispiel gibt es etwas, dass Open Publishing heißt und nichts mit ‘open’ zu tun hat. Kein Thema, nur ein Name. Da blieb ich lieber bei der freundlichen Frau von Ruckzuckbuch, die bei meiner Frage nach inhaltlicher Auswahl lang einatmete.

“Wir machen keine Qualitätsauswahl, aber geschichtsrevisionistisches drucken wir nicht.”

<3
Auf den Podien und in meinem Kopf formte sich die Frage, wie ich es angehe. Denn das ich will, das steht doch schon lange fest. Karl Olsberg (der auch Minecraft Fanfiction schreibt), sagte dazu gute Dinge. Dass Self Publishing ein Feature ist, kein Ersatz. Dass es mehr Möglichkeiten gibt, mehr unscharfe Trennlinien. Kein Genre, kein Thema, kein Format, das in Schubladen muss.

“Doch Schreiben ist Handwerk. Das muss man lernen.”

An diesem Punkt lautete meine Notiz “Leitfaden Lektorat besorgen”.
Fast ein halbes Jahr nach der gründlichen Korrektur will ich die eigene Geschichte neu angehen und überarbeiten. Leises Seufzen. Schreiben ist Arbeit, Schreiben ist Schweiß.
Anderen sah ich diese Arbeit das erste Mal bei der Vorstellung der Electric Book Fair an. So viel Austausch geht in einem kurzen Slot, man muss nur wollen, es muss nur echt sein. Wenn die Veranstaltung nicht so durchgestackst ist, dass eine einzelne Publikumsfrage schon Überforderung ist, dann lassen sich Dinge tun. Da lässt sich auch in der Diskussion über Design anbringen, dass allein schon die Erreichbarkeit und der freie Zugang politisch schön ist. Dass das vielleicht schon reicht und man trotzdem weitergehen will. For the record: Da saßen fast nur Frauen. Und ich mochte sie alle, sie gaben kluge Dinge von sich.

“Je besser der Code, desto schöner für alle. Barrierefreiheit.”

Doch diese ganzen Informationen und Gesichter und Namen zu dem, was ich eigentlich suchte, das bleibt irgendwo dazwischen. Irgendwo zwischen Ernüchterung, vielleicht, weil ich zuerst immer bei den Mainstreammenschen lande, weil ich schüchtern sein und zu abwertend gucken kann. Und Trotz. Denn ich will immer noch drucken. Einfach nur so. Nicht aus Gründen.
Eher heraus aus: Warum zum Teufel eigentlich nicht?

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