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Tag 66

Hallo, mein Name ist Kia und heute ist Tag 66 in der Pandemie.

Welch abgefahren unstrukturiertes Leben sich meiner wieder bemächtigt. Die Pandemie hat viel für mich geändert. Die Betreuungssituation, mein gesundheitlicher Zustand, meine Jobsituation. Wirklich viel hat sich geändert. Aber nicht alles.

Da sitze ich nun. Habe ein paar regelmäßige Verpflichtungen, aber selten am gleichen Wochentag. Manches öffnet, aber anders, und dann doch wieder nicht. Manches schließt für immer. Manches ändert sich für immer. Ich kann zusehen, wie Partnerschaften brechen und Existenzen, und selbst sitze ich da und finde alle paar Tage einen Weg nebenher doch noch ein bisschen zu arbeiten.

Heute war ich zum ersten Mal nach über zwei Monaten selbst in einem Discounter einkaufen. So kleine Läden wie die örtliche Poststelle, die Bücherei oder Bäckerei, das habe ich schon gemacht. Mit draußen anstehen. Aber etwas so normales wie den Wocheneinkauf, das war lange nicht meine Aufgabe. Es war Überwindung. Heute fand ich schön zu sehen, dass ich nicht allein bin, nicht einmal mit meinem Privileg. Vieles hat sich geändert, aber die meisten Mütter haben immer noch die gleichen Kinder im Arm, die gleichen Sorgen wie ich auf dem anderen Arm und eine Liste, was sie kaufen wollen. Uns fehlt das Fitnessstudio, obwohl es auf hat, aber das Klimakrisenwetter ist gerade ausnahmsweise mal hilfreich und die Spielplätze im Dorf nicht komplett überfüllt.

Vieles hat sich verändert, manches ist einfach normal geblieben. Das Schnacken vorm Aldi zum Beispiel. Mit Maske und zwei Meter Abstand.
Ich fühle mich wirr und beruhigt zugleich.
Den Abend beende ich wieder mit Lesen. Lesen ist super.

Passt auf euch auf und gute Nacht.

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