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Tag 6

Hallo, mein Name ist Kia und das ist Tag 6 im ShutdownGermany.

Ich mag gerade sehr, im ständigen Austausch mit der Schule des großen Kindes zu stehen. Wir bekommen Infos und mit Unterstützung der Lehrer*innen geht viel vom Stoff einfach weiter, die Schule als Ort ist geschlossen, nicht die Schule als Institution und als Gemeinschaftseinrichtung. Dieses Gefühl ist sehr schön.

Nebenbei war ich heute stealth-Dinge-abholen und stealth-Dinge-übergeben. Will sagen, ich hatte wegen der geschlossenen Bücherei eine Taschenübergabe mit meiner Mutter, auf Distanz. Auch mit einem Gespräch auf Distanz. Und habe im Garten meines Vaters ein Spielgerät für die Kinder abgeholt.

Im Auto habe ich geweint. Vielleicht, weil ich Auto fahren kann. Weil ich das ja wieder kann. Und außerdem war ich mal allein und niemand hörte mich. Das passiert nicht so oft im Shutdown mit Familie. Ich bin gerade nicht sonderlich verzweifelt, aber den Großteil des Tages doch ziemlich angespannt. Irgendwo tief drin eben, wo man es nicht immer so mitbekommt.

Meine Angst ist mehr als notwendig wäre. Die Läden hier im Dorf sind pragmatisch. Die Buchhandlung lässt vorbestellen und bedient dann draußen unterm Dach. Die Poststelle in Schreibwaren- und Spielzeuggeschäft hat auf, aber die engen Gänge sind gesperrt. Gekauft werden kann alles, es wird eben herausgebracht. Die Menschen in diesen Geschäften sind gut drauf und sehr freundlich und ruhig. Ich wünschte, ich hätte das selbst gesehen, würde von mehr als Erzählungen zehren, und hoffe, dass ich mich die Tage mal traue es herauszufinden. Auch als Überwindung, als Traumabewältigung.

Das könnte helfen, in den Tagen, die auch grau und kühl sind und von denen wir jetzt im Bergischen Land ein paar vor uns haben.

Ein echter Lichtblick sind immer noch die Treffen mit den schreibenden Menschen online. Sie sind so glücklich über gemeinsame Arbeit gerade, denke ich, und so geht es mir auch, obwohl ich heute zu wenig kreativer Arbeit gekommen bin. Und müde war. Und nervös war. Das habe ich auch bei der abendlichen Lesung eben gemerkt. Ich. Bin. So. Dünnhäutig.

Trotzdem war es schön euch zu lesen, ich würde gern ein paar mehr von euch sehen. Gute Nacht!

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