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Sonne, Herzen und Amnesty International.

Zum ersten Mal auf der Frankfurter Buchmesse – und überhaupt irgendeiner Buchmesse – war ich vor zwölf Jahren. Damals hatte ich keine Ahnung, weder davon noch von mir. Ich wusste nur, ich mag Bücher. Und danach wusste ich, dass diese Messe krass groß ist. Wir – eine Freundin war mitgekommen – waren nur durch die riesige Halle 3 gelaufen, nicht früh genug, sie war bereits bis zum Bersten gefüllt mit Menschen. Überteuerte HotDogs und kein gutes Eis. Die Gänge brannten vor Hitze. Gefühlt haben wir nicht viel gesehen. Neue Versionen von Geschichten, die wir kannten. Menschen, die ihren Kram verkaufen wollten. Sachen, die ihren Preis nicht wert waren und spannende Persönlichkeiten, an die man nicht ran kam. Aber so zehn Jahre später war der Ausflug wichtig. Messeluft schnuppern. Damals hatte ich eine erste Idee davon, was mich juckt und was nicht. An welchen Ständen ich vorbeigehen kann. Dass ich niemals über fünfzig Lesezeichen brauche, egal wie hübsch sie sind.
Auf Buchmessen, auch auf der in Leipzig, war ich seitdem häufiger. Habe sogar mal an einem Stand gearbeitet, von dessen Thema ich null Ahnung hatte, war für andere da und schließlich vor allem für mich. Für das Schreiben, mit den ganzen anderen Schriftsteller*innen. Habe mit Verlagen gesprochen, mit Dienstleistungsunternehmen, mit Designer*innen und saß neben dem Stand mit dem günstigsten Kaffee auf dem Boden. Pausen machen auf Messen muss man üben. Seit meinem ersten Besuch bin ich nie wieder Stand für Stand eine Halle abgelaufen. Die Veranstaltungen werden vorher durchsucht und geplant. Mein Debüt war dort ausgestellt, ich habe meinen Anthologiebeitrag gelesen, Freundinnen angefeuert und Gruppenfotos gemacht.
Die Messe war wichtig. Fixpunkt im Jahr. Fixpunkte, solange es zwei waren, auf die ich regelmäßig fuhr.
Und jetzt? Nach viel Abwesenheit habe ich dieses Jahr wieder die Frankfurter Buchmesse besucht. Aber nicht beruflich. Sondern als Ausflug mit meinem Großen. Auf der Agora chillen, Crêpes mit Zucker und Zimt, Rolltreppen fahren und U-Bahn. Cosplay bestaunen, Fotos machen, in einer ruhigen Ecke vorlesen und Ewigkeiten zum Klo laufen. Wir haben bei einem Quiz mitgemacht, Bücher gekauft und Bücher angehört. Die Massen beäugt und uns ferngehalten und mit Menschen geredet. Mehr wollte ich gar nicht. Mehr war auch gar nicht drin.
Die Sonne brannte – immer brennt die Sonne oder gibt es Schneesturm oder strömenden Regen. Und immer sind An- und Abreise ein einziges Abenteuer.

Für einen Wiedersteinstieg und neue Motivation hat das bisschen diesmal gereicht.

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