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Mit Oscar Wilde.

Ich verabschiede mich. Es ist Zeit. Der Aufbruch, die Rückkehr, nach der wilden Zeit, mit ihr und doch ohne die treibende Kraft dahinter. Der eigenen Jugend schickt man kein Auf Wiedersehen, man sagt tschüss und sieht sich niemals wieder.

Jedem Anfang wohnt Angst inne. Doch ich stehe nicht mehr am Anfang. Der Zauber muss von Neuem beginnen. Wie soll sich das anfühlen, in die Heimat zurückzukehren? Es ist das soundsovielte Mal erwachsen werden. Ich ziehe schon längst keine Schnute mehr, nur weil Menschen auf mich drauf sehen und nicht in mich hinein. Schon längst bin ich mittendrin und aus der Jugend rausgewachsen, die so wild war, so laut, und so schmerzvoll. Die junge Frau ist Frau geworden, schon vor der Krankheit und der Erfahrung. Spätestens mit der Mutterschaft. Frühestens, als sie die Heimat verließ, obwohl sie noch nicht erwachsen war – oder deswegen.
Ich bin immer noch auf der Suche nach Aufmerksamkeit und Anerkennung, für das, was ich tue, nicht, weil ich es trotzdem tue.

An einem Tag begegne ich einem jungen Mann, der mir auf den ersten Blick so ähnlich ist. Das gleiche Alter, die gleiche Diagnose, und wir gehen zur gleichen Veranstaltung. Wir haben offensichtlich irgendwas gemeinsam. Doch er ist gebrochen. Hoffentlich nur phasenweise. Gebrochen. Unglücklich. Frustriert. Bis ins Mark. Er kriegt sich gar nicht mehr ein. Ich kenne ihn nicht, kann nicht in ihn hinein sehen, so wenig, wie er in mich. Aber ich weiß sofort, so darf ich nicht werden. So lohnt sich das nicht, egal was kommt.

Also nehme ich die Tage, wie sie kommen, halte aus und gehe ein. So viel passiert um mich herum, so viel ist angestoßen, rollt und stößt irgendwo an. Statt eine Träne zu verdrücken, über den Schmerz, den Abschied, oder beides, schreibe ich weiter. Denke weiter. Bis es wird. Denn wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht zu Ende.

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