Zum Inhalt

Das einzige.

Die Panik, die nicht mehr nur metaphorisch die Brust zuschnürt. Die schleichend kommt, bis das Herz flattert. Wir haben darüber gesprochen. Jede MS oder ihre Therapie setzt sich früher oder später in den Kopf. Und statt der Leere, werde ich wütend. Wütend und unendlich traurig. Und manchmal sogar wütend, weil ich viel zu müde bin um mal angemessen traurig zu sein.
Heute bin ich wegen der Angst in die Notaufnahme gefahren. Es war nur das. Nur Angst. Lähmende Angst, so dass ganz kurz alles aussetzt. Die MTA greift nach meiner Hand und zählt die Sekunden bis zum nächsten Atemzug. Sie fragt und sagt und weicht nicht von meiner Seite, bis ich ‘besser’ durch die Lippen presse und es so meine. Bis das Beruhigungsmittel wirkt und ich die Angst wegschreien und bald wegschreiben kann. Stehend, gehend, in der Bewegung, die mir das Blut zurück in die Gliedmaßen drückt.

Ich schreibe über die winzig kleine, irgendwie quadratische, junge Ärztin, die mir viel zu gehetzt ist, die gleichzeitig telefoniert. Die geachtet wird, hier, das sieht man sofort. Sie ist klar und wüst und so eindringlich, dass manche ihrer Worte glatt durch mich durch gehen ohne eine Spur zu hinterlassen.
Ich schreibe über das Desinfektionsmittel, mein Sicherheitsfaktor. Darüber, wie vertrauenswürdig kaltnasse, schnellgetrocknete, raue Hände sind. Ich gebe allen die Hand. Den Menschenfressern. Dem Menschenfresser Klinik, aus dem ich doch nur raus will.

Und dann, als alles vorbei ist, ich es nach Hause geschafft, aber keine Zeit habe deswegen stolz auf mich zu sein; da holt mich die Angst vor der eigenen Courage wieder ein. Da ist sie, plötzlich, greifbar, als hätte sie sich nie versteckt. Es ist Nacht und wieder Tag geworden, nur in mir selbst ist nicht die ersehnte Sonne aufgegangen. Es ist zu früh dafür. Kleine Miss Ungeduld, ich. Und ohne das Licht, das immer im richtigen Augenblick zurückhält und voranschubst – ohne das geht es nicht. Also singe ich und tanze ich es herbei. Den Text falsch heraus brüllen, bis es nicht mehr peinlich ist oder ich ihn endlich beherrsche. Tanzen, weil das Kind lacht, bis ich auch lache oder mir wenigstens alles wehtut.
Und Schreiben. Schreiben, bis sich die Handschrift wieder wie die eigene anfühlt. Du wolltest Zeit haben, Kia. Für genau diese Dinge. Jetzt lass dich nicht ablenken. Schaff dir selbst den schönen Ort. Nicht reden, tu es. Und bleib dabei. Denn es ist richtig, was du tust. Es ist gut, auch wenn es wehtut. Es ist echt.
Bei all der Angst, Kia.
Schreib.
Schreib weiter.

Published inJournal

Kommentare sind geschlossen.